Einkaufen machte mich wütend.
Und zwar, als ich anfing meine Ernährung umzustellen. Da hätte ich den Supermarkt um die Ecke am liebsten auf den Kopf gestellt.
Wer mich kennt wird jetzt erstaunt schauen, da ich eigentlich ein ruhiger ausgeglichener Mensch bin. Doch nicht in den Zeiten, in denen ich von Bauschmerzen gequält wurde und damit auch noch meine Einkaufsgewohnheiten zunichte gemacht wurden, ja gefühlt mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wurde.
Es begann mit dem Süßigkeitenregal, das im Idealfall (*Ironie*) gleich am Eingang auf mich wartete. Ich habe Süßigkeiten heiß und innig geliebt und jeden Tag wanderten Schokolade, Gummibärchen oder Kekse in meinen Mund – und damit auch in meinen Bauch, der gar nicht erfreut war. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich es vier Monate ohne Süßigkeiten aushalten würde, hätte ich ihn sofort als verrückt erklärt. Die vielen Süßigkeiten haben bestimmt einen entscheidenden Teil zu meinen Bauchproblemen beigetragen. Trotzdem sank meine Laune dermaßen in den Keller, wenn ich an den Leckereien vorbei laufen musste ohne etwas in meinen Korb wandern zu lassen.
Weiter ging es am Brotregal. Dort habe ich nie viel gekauft, aber wenn schon wieder ein riesiges Regal da steht, aus dem nichts erlaubt ist, trägt das nicht gerade zu besserer Laune bei. Auch das Müsliregal tat nichts dazu und strafte mit zuckerhaltigen Müslimischungen. Doch stopp, die unbehandelten Haferflocken dürfen mit! Ein kleines Trostpflaster, das ein leichtes Zucken der Mundwinkel nach oben hervorruft.
Bei den Konserven sinken sie schon wieder nach unten, denn dort sieht es dank Zusatzstoffen und Zucker eher mau aus.
Versöhnlicher geht es beim Obst und Gemüse zu. Doch auch nur so lange ich nichts von meiner Fruktoseunverträglichkeit wusste. Als die hinzu kam, wurde vor allem beim Obst die Auswahl eher klein. Doch hier finden endlich ein paar Lebensmittel den Weg in meinen Einkaufskorb und die Laune hebt sich etwas.
Manchmal war ich aber bereits so auf 180, dass ich gar keine Lust mehr auf Einkaufen hatte und mit meinen Haferflocken zu Kasse gerauscht bin. Zu Hause habe ich dann Krokodilstränen vergossen, weil ich nicht mehr essen kann und alles Scheiße ist. Da kann ich heute nur sagen: Selber Schuld, denn beim Obst und Gemüse gibt es für uns Weglasser noch am meisten abzugreifen.
Oder wäre ich mal bis zum Tiefkühlregal gegangen. Dort gibt es immerhin Fisch, Kräuter, Gemüse und Beeren. Das Checken der Zutatenliste ist natürlich Pflicht, denn gerne werden hier oder da noch Zusatzstoffe oder Milch reingeschmuggelt. Das wird gerne bei Spinat gemacht. Ich war geschockt, wie oft Spinat Milch beigemischt wird, als ich anfing Milch wegzulassen. Kann die nicht jeder selbst zufügen, der das möchte?
Fazit: Gefühlt 95% der angebotenen Lebensmittel waren von meinem Speiseplan gestrichen.
“Ich mag nichts mehr essen!” “Ich esse einfach nichts mehr!” “Was soll ich nur essen?” “Ich werde verhungern!” “Ich habe keinen Bock mehr!” waren die Gedanken in meinem Kopf beim Einkaufen.
“Was kannst du denn dann noch essen?” ist auch eine Frage, die mir oft gestellt wird, wenn ich sage, dass ich Fruktoseintoleranz habe, keinen Weizen und Milchprodukte vertrage und noch so manch ein Lebensmittel mehr lieber nicht esse.
Inzwischen kann ich sagen “Eine ganze Menge!” Doch der Weg dahin war beschwerlich und frustrierend. Keine Angst, das erspare ich dir! Ja, die Einkaufsgewohnheiten zu ändern ist vielleicht nicht so spaßig, aber es gibt so viele wunderbare Lebensmittel und darunter auch potentielle neue Lieblinge.
Wir werfen jetzt einfach gemeinsam einen Blick über den Tellerrand, wenn du es noch nicht getan hast und schauen uns die vielfältige Einkaufsmöglichkeiten an:
#1 Supermarkt
Zugegeben, hier ist vieles nicht geeignet wenn eine Lebensmittelunverträglichkeit vorliegt, aber du hast die Möglichkeit günstig einzukaufen. Obst und Gemüse und an der einen oder anderen Ecke gibt es weitere unbehandelte Lebensmittel, z.B. Haferflocken, Reis oder Tomaten aus der Dose (immer schön einen Blick auf die Zutatenliste werfen!). In der Kühltheke warten Parmesan, Feta, Butter, Fleisch und Fisch. Auch Nüsse und Kerne sind inzwischen in fast jedem Supermarkt vertreten, greife immer zu den ungesalzenen.
Bei Edeka gibt es übrigens seit neustem Alnatura Produkte und auch Discounter bieten Bio-Produkte an.
#2 Wochenmarkt & Hofladen
Ein Paradies von Frische wartet auf dem Wochenmarkt auf dich. Noch dazu kannst du regional einkaufen und bekommst Obst, Gemüse, Eier und Fleisch direkt vom Bauer um die Ecke. Wenn ein Bauernhof in deiner Nähe ist, hat er womöglich einen Hofladen, bei dem du frische Lebensmittel bekommst. Auch in Städten gibt es immer öfter die Gelegenheit direkt vom Bauer beliefert zu werden, z.B. mit Bio-Kisten. Einziger Nachteil: Der Inhalt kann oft nicht selbst bestimmt werden. Wenn du nett fragst, kannst du dir vielleicht deine eigene Kiste zusammenstellen oder ein Freund oder Nachbar nimmt dir die Sachen ab, die du nicht verträgst.
#3 Bio-Supermarkt & Reformhaus
Auch hier findest du Gemüse, Obst, Eier, Käse, Fleisch und Fisch, natürlich in Bio-Qualität. Über das Angebot des normalen Supermarkts hinaus gibt es Pseudogetreide wie Hirse, Buchweizen, Kastanienmehl, Reissirup, Erdnussmus ohne Zusätze usw.
Außerdem wird mehr auf Zucker und Zusatzstoffe verzichtet, wie z.B. bei Senf, abgepackter Tomatensoße oder Kokosmilch. Schau am Anfang immer auf die Zutatenliste. Es nervt, weil du länger brauchst, aber irgendwann hast du deine neuen Lieblinge gefunden und es geht wieder schneller.
Ich dachte anfangs ich sei im Reformhaus super aufgehoben und kann alles kaufen, worauf ich Lust habe. Doch auch dort wird leider oft nicht an Zucker gespart. Auch wenn es sich um Rohrohrzucker handelt, ist er nicht besser bekömmlich oder gesünder.
#4 Asia Markt
Durch einen Einkauf im Asia Markt kannst du noch mehr Abwechslung in dein Essen bringen.
Je nach Sortiment bekommst du dort Beilagen wie Reis, Reisnudeln und Reispapier für Sommerrollen. Außerdem frische Produkte wie Kochbananen, Tofu und Kräuter, z.B. Thai Basilikum, Koriander, Ingwer und Zitronengras.
Im Asia Laden meines Vertrauens gibt es Kokosmilch ohne Zusatzstoffe im Tetrapack in verschiedenen Größen, was super praktisch ist. Außerdem habe ich sogar eine glutenfreie Sojasoße gefunden. Achte bei Sojasoße darauf, dass die Inhaltsstoffe FODMAP-arm sind. Und lese auch bei den anderen Produkten genau die Zutatenliste!
#5 Online-Shops
Wenn du keinen Bio-Supermarkt oder Reformhaus um die Ecke hast, dann kannst du auch ganz bequem in verschiedenen Online-Shops einkaufen. Inzwischen gibt es immer mehr Auswahl.
Ich bestelle gerne bei Foodoase und Frusano. Bei letzterem gibt es ein ganzes Sortiment an fruktosearmen Produkten. Bei Foodoase hast du die Möglichkeit deine Unverträglichkeiten in einem Filter einzutragen, so dass dir nur die Produkte angezeigt werden, die verträglich für dich sind.
Um Versandkosten zu sparen und die Umwelt zu schonen, sammle ich bis ich ein paar Produkte zusammen habe und mache eine Großbestellung. Auch wenn du mal keine Zeit hast, bietet sich das Bestellen online bestens an.
#6 Drogerie
Inzwischen rüsten auch Drogeriemärkte mit Bio-Produkten auf. dm hat seit Kurzem seine Bio-Eigenmarke. Hier gibt es ähnliche abgepackte Produkte wie im Bio-Supermarkt: Haferflocken, Hirseflocken, Quinoa, Buchweizenmehl usw. Auch glutenfreie Produkte von Schär und Frusano hat dm im Angebot.
Bei Müller findest du seit Oktober 2016 alle Alnatura Produkte, bis auf die Frischeprodukte.
Du siehst, die Grenzen verschieben sich und der Markt passt sich langsam an die Weglasser an.
Sehe dich doch als Detektiv, der sich auf die Suche nach dem besten Essen für sich und seinen Körper macht. Keine Angst, du brauchst die Zutatenlisten und Etiketten nicht mit der Lupe untersuchen, wobei das bestimmt lustig aussehen würde. Enttarne die Produkte, die Zusätze enthalten und dir und deinem Körper nicht gut tun. Er wird es dir danken, wenn dein Essen bekömmlich ist.
Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich nicht mehr alle Lebensmittel in einem Laden kaufen kann. Das studieren der Zutatenliste ist schon fast ein kleines Hobby von mir geworden. Wenn ich ein neues Produkt entdecke, schaue ich interessiert auf die Rückseite. Manchmal ist tatsächlich ein verträgliches dabei, das ich dann voller Freude in meinen Einkaufskorb lege und mit einem zufriedenen Lächeln zur Kasse gehe.