Entzugserscheinungen waren das heftigste Gefühl aus meiner Fastenerfahrung.
Obwohl ich davor wenig Süßes gegessen hatte – aber dafür jeden Tag.
Schockiert, dass mein Körper so heftig reagiert, versprach ich mir, das Fasten durchzuhalten. Schlimmer war der Entzug als ich meine Ernährung das erste Mal auf fructosearm umstellte. Damals kam ich mir vor wie eine Drogenabhängige. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nach drei Wochen bemerkten mein Körper und ich, dass wir ohne Süßes überleben. Und ich gewann eine Handvoll Erkenntnisse.
Da ich immer wieder gefragt wurde, wie es mir erging, möchte ich meine Fastenerfahrung heute mit dir teilen.
Ich hoffe, sie inspirieren dich zum Fasten oder deine Ernährung umzustellen.
Damit musst du übrigens nicht bis nächstes Jahr warten, fasten kannst du das ganze Jahr.
Lektion 1 Nur auf Übeltäter verzichten
Die Liste auf was ich verzichten wollte war lang: Fruktose, fructosearme Süße, wie Reissirup und Traubenzucker, Obst und FODMAP-reiche Lebensmittel.
Das setze ich zum Großteil auch um. Aber ich erlaubte mir FODMAP-reiche Lebensmittel in verträglichen Mengen. Denn warum auf gesundes Essen verzichten, das ich vertrage?
Deshalb mein Rat an dich: Mach dir das Fasten nicht schwerer indem du auf gesunde Lebensmittel verzichtest, die du verträgst.
Lektion 2 Ein Ziel setzen
Jeden Tag kreisten meine Gedanken um etwas Süßes. Den inneren Kampf gab ich meistens nachmittags auf. Ich naschte nur kleine Mengen, aber mich störte, dass ich nicht widerstehen konnte. Das erinnerte mich ans Rauchen, womit ich vor vier Jahren aufhörte.
Mein Ziel war mein Verlangen auf Süßes zu reduzieren. Es motivierte mich durchzuhalten, wenn ich um Obst herumschlich. Und ich malte mir aus, wie ich wieder von vorne anfangen muss, wenn ich etwas Süßes esse und mein Körper sich wieder an den Zucker erinnert.
Lektion 3 Gewohntes wird besonders
Die Süßigkeitenvorräte von meinem Freund verstaute ich in seinem Nachttisch, damit ich bei ihrem Anblick nicht schwach werde.
Als das Verlangen nach Zucker nachließ, kam die Lust auf Obst. Meine Gedanken kreisten jetzt um frische Beeren und ich war kurz davor auch die Bananen aus meinem Sichtfeld zu verbannen.
Das Fasten beendete ich mit einer Banane. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so über eine Banane freute.
Lektion 4 Neues Geschmackserlebnis
Fortsetzung von Erkenntnis 3: Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich den Geschmack einer Banane das letzte Mal als so süß empfand. Meine Lust auf Süßes kann ich nun mit einer halben geschnippelten Banane mit Erdnussmus und Kakaonibs stillen.
Außerdem wurde mein Geschmackssinn sensibler. Abgeriebene Zitronenschale wurde in Waffeln oder Joghurt zum Geschmackserlebnis.
Lektion 5 Verträgliche Snacks helfen bei Heißhunger
Ohne meinen Lieblingstrick wäre das Fasten gescheitert. Schon ein paar Tage vorher sorgte ich für einen Vorrat an verträglichen Leckereien.
Außerdem bereitete ich verträgliche Snacks zu, um bei Heißhungerattacken gewappnet zu sein.
Tee mit Süßholz, Zimt oder Vanille wurde mein Süßigkeitenersatz. Meine beiden Lieblinge: Der Yogi Tea Lakritz*, der Pukka Pfefferminz & Süßholz Tee*. Auch Kurkuma-Latte* mit Reismilch konnte mein Verlangen nach Süßem stillen. Die erste Schokoladen-Heißhunger-Attacken stillte ich mit einer Kokosöl-Kakao-Mischung.
Lektion 6 Ausrutschen, aufstehen, weitermachen
Für einen Ausrutscher sorgte ich mit einer Lasagne, die ich für unseren Besuch zubereitete. Für mich gab es verträgliche Spinat-Lachs-Lasagne.
Das war in der zweiten Woche, in der meine Laune am Tiefpunkt war. Abends fiel ich mit meiner schlechten Laune über einen Stück übrig gebliebene Besucher-Lasagne her. Zwei Cocktails folgten beim Treffen mit der Nachbarin. Am nächsten Tag rebellierte meinem Bauch – was mich nicht wunderte.
Ich ärgerte mich, dass ich der Lasagne noch zwei Cocktail folgen lies. Aber ich war auch stolz, dass ich dem Schoko-Kirsch-Kuchen für den Besuch widerstanden hatte.
Ausrutscher sind ok. Nehme sie aber nicht als Anlass noch mehr unerlaubtes zu essen. Nehme den Ausrutscher wahr und setze das Fasten fort.
Lektion 7 Fasten macht kreativ
Wenn plötzlich gewohnte Lebensmittel wegfallen, ist das Hirn gefragt. Was für leckeres Gemüse gibt es noch einmal? Ich war erschrocken, in was für einem Trott ich beim Essen verfallen war.
Meine Fastenerfahrung hält mein Hirn und meine Kreativität in Schwung. Von der abgeriebenen Zitronenschale als Zuckerersatz bin ich bis heute angetan.
Lektion 8 Völliges Verbot ist auf Dauer Schwachsinn
Nach drei Wochen fühlte ich mich wohl und voller Energie. So wollte ich mich unbedingt weiterhin fühlen.
Also überlegte ich mir, weiterhin komplett auf Zucker zu verzichten. Aber würde ich das durchhalten? Sofort erschienen selbst gebackene Kuchen vor meinem inneren Auge. Nein, das ist zu hart.
Außerdem würde mich jedes Mal das schlechte Gewissen plagen, wenn ich etwas Verbotenes esse. Dabei möchte ich mein Essen genießen.
Deshalb traf ich folgende Abmachung mit mir: Einmal in der Woche ist etwas Süßes erlaubt. Dabei ist egal, ob es sich um weißen Zucker, Reissirup oder andere Süße handelt.
Lektion 9 Einen Fasten Freund suchen
Ich war überrascht, dass ich doch immer wieder auf jemanden getroffen bin, der ebenfalls fastet. Auf Süßigkeiten, zugesetzten Zucker und/oder Alkohol verzichteten die meisten.
Mit einer Bekannten tauschte ich mich immer wieder über Rückfälle und Erfolge aus. Wir konnten uns motivieren und auf die Schulter klopfen, wenn wir verbotenen Leckereien widerstanden.
Fazit meiner Fastenerfahrung
Das Fasten war eine spannende Zeit. Damit mir meine umgepolter Geschmack erhalten bleibt, halte ich mich daran nur einmal in der Woche etwas gesüßtes zu essen. Obst zählt nicht dazu. Denn meine Fastenerfahrung sagt: Zu viel Verzicht macht auf Dauer keinen Spaß.