Motivation, Hoffnung und Tatendrang waren Begleiter beim Start in meine Ernährungsumstellungen.
Doch nach einer Woche fehlte von ihnen jede Spur.
Zurück blieb der Frust durch den Verzicht auf geliebte Lebensmittel und Süßigkeiten. Und das ständige Überlegen, was ich essen darf war echt anstrengend.
Geht es dir auch so? Fragst du dich, wie andere es geschafft haben ihre Ernährungsumstellung durchzuhalten und motiviert zu bleiben?
Das habe ich mich auch oft gefragt, als ich ganz am Anfang stand.
Deshalb habe ich fünf Bloggerinnen, die selbst eine Unverträglichkeit oder einen Reizdarm haben, für dich befragt. Jede hat einen Tipp für dich im Gepäck, wie du motiviert dranbleibst.
“Was ist dein Tipp, um bei einer Ernährungsumstellung durchzuhalten und motiviert zu bleiben?”
Sonja von the whitest cake alive:
Eine Ernährungsumstellung scheint erst einmal ein krasser Einschnitt und erfordert eine gehörige Portion an innerer Schweinehund-Bekämpfung. Man fragt sich – zumindest geht das den allermeisten Fructose Intoleranzlern so – was zum Henker man jetzt eigentlich noch essen soll? Und wird mit dieser Frage von ärztlicher Seite oftmals allein gelassen. Ich erinnere mich ganz genau an diesen Moment bei mir. Man weiß einfach nicht, was man tun soll.
Es ist sehr wichtig sich mit Leuten austauschen zu können, die dasselbe Problem haben und einen auch mal auffangen, einem zur Seite stehen und Fragen beantworten können. Leute, die einen so ein bisschen an die Hand nehmen. Am einfachsten geht das natürlich im Internet; in Gruppen, Foren und auf Blogs, die dazu noch geeignete Rezepte und Anregungen für die Zeit nach der Umstellung liefern und zwar aus erster Hand. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass jeder mal Durchhänger und Fehltritte hat und das auch okay ist. Jeder fängt mal von vorne an.
Als ich meine Ernährung umgestellt und die Karenzzeit begonnen habe, war meine wohl größte Motivation direkt beobachten zu können, wie viel besser es mir schon nach wenigen Tagen achtsamer Ernährung ging und wie dankbar die Reaktionen meines Körpers darauf waren. Das fing schon damit an, dass ich als jahrelanger Morgenmuffel plötzlich viel leichter aus dem Bett gekommen bin, besser gelaunt war, den Tag über nicht mehr so schlapp und müde war und allgemein viel mehr Energie hatte als zuvor. Ich hatte nicht mehr ständig das Bedürfnis schlafen zu wollen und auch Kopfschmerzen habe ich heute nur noch selten.
Ich musste nicht mehr laufend aufstoßen, was wirklich unangenehm war (vor allem in Gesellschaft) und die Jahre zuvor immer schlimmer wurde. Der jahrelange Blähbauch („Oh Glückwunsch, Sie sind ja sicher bald zu dritt! Wann kommt denn das Kindchen?“) hat sich verabschiedet und mein Hautbild verbesserte sich ungemein. Heute kann ich kaum noch über Pickel klagen. Davon abgesehen ernähre ich mich heute einfach so viel besser als früher und das macht richtig Spaß! Wer braucht schon Fertigpizza, Chips mit Rippchen-Geschmack, Geschmackszerstörern und pappsüßen Industrie-Süßigkeiten mit endlosen Zusatzstoffen, die kein Mensch aussprechen kann inklusive Mehlschwitze aus der Tüte und sonstigen Fertigkram, der eh für keinen Menschen gut ist?
Ich hätte das alles niemandem je abgenommen, wenn ich all diese tollen Effekte nicht am eigenen Körper erlebt hätte und kann jedem mit Intoleranz nur raten sich Hals über Kopf in das Abenteuer Ernährungsumstellung hineinzustürzen.
Sonja liebt es zu backen und zeigt das auf ihrem Blog the whitest cake alive mit himmlischen Kuchenkreationen. Sie kombiniert ungewöhnliche Zutaten die perfekt miteinander harmonieren. Und das beste: Viele ihrer Rezepte sind fructosearm! Hier kommen Naschkatzen voll auf ihre Kosten – trotz Unverträglichkeiten.
Mein Lieblingsrezept von ihr: Fructosearmes Kürbis Zupfbrot
Deniz von Fructopia:
Das wichtigste und gleichzeitig schwierigste ist, sich nicht verunsichern zu lassen.
Hab Geduld mit dir und deinem eigenen Körper. Nur weil sich bei anderen schon nach wenigen Tagen eine Besserung einstellt, heißt das nicht, dass das bei dir der Fall ist. Nach jahrelanger Fehlernährung muss dein Körper sich erstmal von diesem riesigen Schock erholen.
Ich weiß, gar nicht einfach nach der Diagnose die Nerven zu bewahren. Insbesondere wenn man in den ersten Wochen auch noch von heftigen Zuckerhiepern heimgesucht wird.
Damit du am Anfang der Ernährungsumstellung nicht immer wieder in die FODMAP-Falle tappst und aus Frust oder Gewohnheit zu den Süßigkeiten greifst, such dir eine köstliche und verträgliche „Ersatzdroge“. Bei mir waren das phasenweise Traubenzuckerdrops, Kaffee, salzige Kartoffelchips oder Nüsse. Nur du kannst dabei wissen, was für dich am Besten funktioniert. Dank meiner go-to Snacks konnte ich Zuckerhieper gut unter Kontrolle halten.
Mit viel Geduld und ein bisschen Disziplin, pendelt sich das Verlangen nach Zucker glücklicherweise irgendwann von alleine ein.
Deniz verzaubert in Fructopia durch ihre kreative und außergewöhnliche Küche. Das stöbern auf ihrem Blog und ihrem Buch ist durch die stilvollen Bilder eine wahre Freude. Und was das Unverträglichkeitsherz kaum glauben kann: All die leckeren Rezepte sind ohne Fruktose und zum Großteil auch noch FODMAP-arm.
Mein Lieblingsrezept von ihr: Glutenfreie Polenta-Frittata
Anita von der Facebook Seite Vegan & Fruktosefrei:
Meine größte Motivation war der Wunsch wieder gesund zu werden.
Wenn es im Kopf “klick” gemacht hat, geht eine Ernährungsumstellung ganz leicht.
Es ist wichtig bei der Nahrungszubereitung kreativ zu sein und auf seinen Körper zu hören. Es gibt so viel was auch mit einer Nahrungsmittelintoleranz gegessen werden kann. Ein abwechslungsreiches Zubereiten der Nahrungsmittel ist ebenfalls wichtig. So kommt kein Gefühl des “Verzichtens” auf.
Ich wusste auch, dass ich Bauchschmerzen bekomme, wenn ich Sachen esse, die ich nicht vertrage. Um das zu vermeiden, aß ich sie lieber nicht.
Natürlich bekam ich in der Anfangszeit manchmal Heißhunger auf Süßes. Den trickste ich aus, indem ich mir z.B. Reisdrink mit Zimt, Vanille und Reissirup machte. Man kommt mit der Zeit auf gesunde Tricks, die einen vom Unverträglichen ablenken.
Anita vereint in ihren Rezepten zwei Komponenten, die auf den ersten Blick nicht vereinbar scheinen: Vegan und fruktosearm. So heißt auch ihre Seite auf Facebook. Dort sammelt sie ihre abwechslungsreichen Rezepte. Von Smoothies über Eis, Frühstück bis Abendessen und leckeren Kuchen findest du alles was das Schlemmerherz begehrt.
Mein Lieblingsrezept von ihr: Der Blaubeerkuchen
Marlis von Marille’s Cuisine:
Um dran zu bleiben oder zu widerstehen hilft mir am meisten wenn ich daran denke, wie gut es mir jetzt geht und mit welchen Konsequenzen ich rechnen muss, wenn ich schwach werde.
Ich frage mich dann: Bin ich bereit, die Schmerzen in Kauf zu nehmen?
Wenn ja, dann mache ich das bewusst. Heißt, ich muss wirklich oft und über einen längeren Zeitraum Lust auf etwas für mich Unverträgliches haben und suche mir dann einen Zeitpunkt zum Essen aus.
Ich genieße diese Schummelmahlzeit dann mit allen Sinnen und akzeptiere, dass es mir danach nicht gut gehen wird. Ist das vorbei, kann ich wieder gut in den für meinen Körper gesunden Modus verfallen und problemlos auf meine Ernährung achten.
Marlis bloggt seit 2013 auf Marille’s Cuisine über das Leben mit Reizdarmsyndrom und Unverträglichkeiten. Bei ihr findest du leckere verträgliche Rezepte sowie jede Menge hilfreiche Tipps & nützliche Infos. Sie möchte dir damit zeigen, dass du auch mit gesundheitlichen Einschränkungen nicht auf Genuss und Lebensqualität verzichten musst.
Laura von Ich bin intolerant:
Eine sehr gute Frage, über die ich eine ganze Weile nachdenken musste, denn machen wir uns nichts vor: Gewohnheiten über Bord zu werfen fällt einem nie ganz leicht.
Jeder kennt die Listen mit guten Vorsätzen: weniger Schokolade, mehr Sport und nicht mehr ganz so viel vor der Glotze abhängen. Aber dann steht da plötzlich Einhornschokolade im Supermarktregal, die neue Staffel der absoluten Lieblingsserie wird angekündigt und noch dazu hat man einen Freimonat bei Netflix bekommen. Da muss man dem inneren Schweinehund schon ziemlich diszipliniert begegnen, wenn man die alten Gewohnheiten wirklich ändern will.
Gefühlt besteht unser ganzes Leben aus Gewohnheiten und das ist gut so, weil das bedeutet, dass wir uns nicht über jede Handlung aktive Gedanken machen müssen. Wäre ja auch echt blöd, wenn wir immer wieder überlegen müssten, wie man sich die Zähne richtig putzt oder wie man Auto fährt.
Beim Thema Ernährung sieht es ganz ähnlich aus: Wir wissen welche Nahrungsmittel für uns unschädlich sind und wir wissen natürlich auch ganz genau was uns davon schmeckt und was wir gar nicht mögen. Wenn plötzlich Probleme durch’s Essen auftauchen, irritiert uns das. Unsere Gewohnheiten werden zwangsweise durchbrochen, denn wenn ich laktoseintolerant bin und immerzu Milch in meine Müslischale kippe – dann muss ich die unschönen Konsequenzen tragen.
Wie hält man nun die Umstellung durch, ohne die Motivation zu verlieren?
Ich denke, man muss zum einen das Endziel fest vor Augen haben, das nur die Verbesserung der Lebensqualität sein kann. Niemand hat Lust dauerhaft mit Bauchschmerzen und anderen Beschwerden durch’s Leben zu wackeln – allein das sollte Motivation genug sein, die Umstellung durchzuhalten.
Zum anderen sollte man sich an kleinen Erfolgen erfreuen und nicht vergessen, dass eine Ernährungsumstellung ein Prozess ist. Man kann nicht von heute auf morgen alles kennen und alles wissen, sondern man tastet sich ran. Es gibt mittlerweile viele laktose- und glutenfreie Produkte im normalen Supermarkt zu kaufen und auch online finden sich viele Möglichkeiten, um die Lebensmittel einzukaufen, die man für seine Umstellung braucht. Außerdem kann wirklich jeder zum Küchenheld werden, wenn man sich nur an das Thema herantraut. Niemand muss mit einer laktose- und glutenfreien Schwarzwälder Kirschtorte anfangen!
Die Etappenziele sind es, die die Motivation immer wieder neu aufbauen! Wenn ich merke, dass es mir nach einer Woche bereits besser geht als zuvor und in der zweiten Woche noch besser – dann motiviert das ungemein den Weg weiterzugehen.
Laura bloggt auf Ich bin intolerant unter anderem über Essen unter erschwerten Bedingungen. Sie isst gluten- und laktosefrei und bietet dafür abwechslungsreiche Rezepte. Für viele Lieblingsgerichte kreiert sie einfach ihre eigene Version ohne Gluten und Laktose, wie z.B. Döner oder Käsekuchen.
Ihre Empfehlung an dich: Glutenfreies Fladenbrot