Hast du gewusst, dass Laktoseintoleranz ein natürlicher Zustand ist? Die Natur hat Milch als Nahrung für Säuglinge gedacht und es deshalb so eingerichtet, dass sie Milch verdauen können. Außerdem hat die Natur Kuhmilch nur für Kuhbabys, also Kälbchen, vorgesehen und menschliche Muttermilch nur für Menschenbabys. Die Kuhmilch enthält wichtige Nährstoffe für das Kälbchen und die menschliche Muttermilch enthält wichtige Nährstoffe für das Menschenbaby. Dass der Mensch Kuhmilch trinkt, ist also unnatürlich.
Die Natur hat den menschlichen Körper so eingerichtet, dass er ab dem zweiten und dritten Lebensjahr feste Nahrung verwerten kann. Da die Milch nicht mehr als Nahrungsmittel gebraucht wird, muss sie nicht mehr verdaut werden können. Deshalb produziert der Körper ungefähr ab dem dritten Lebensjahr immer weniger Laktase. Das kann so weit gehen, dass wir als Erwachsene kaum noch Laktase bilden können und dementsprechend Milch immer weniger gut vertragen. Laktase ist ein Enzym. Das kannst du dir wie einen kleinen Helfer im Körper vorstellen, der im Darm die Laktose verarbeitet.
Aber ca. 10 % der Weltbevölkerung können Laktose auch noch als Erwachsene verdauen. Ihr Körper hat sich über die Jahrhunderte an die Milch angepasst. Das gilt vor allem für Regionen, in denen Milch ein Grundnahrungsmittel ist, wie in den westlichen Ländern. Der Großteil der Weltbevölkerung ist allerdings laktoseintolerant.
Wenn du Laktoseintoleranz hast oder haben solltest, handelt es sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern um einen natürlichen Umstand.
Was ist Laktose und wo findest du sie?
Laktose ist der Milchzucker. Du findest sie in Milch und allen daraus hergestellten Produkten wie Käse, Joghurt, Quark usw. Sie steckt auch in Kuh-, Ziegen-, Schaf- oder Stutenmilch. Milchpulver und Milchschokolade enthalten ebenfalls Laktose. Je länger Käse gereift ist, desto weniger Laktose enthält er. So können Parmesan oder Harzer Käse auch trotz einer Laktoseintoleranz verträglich sein.
Aber Laktose steckt auch oft in Produkten, wo du sie nicht vermuten würdest. Dazu gehören Fertiggerichte, Wurst und Backwaren. Auch viele Medikamente und Süßstofftabletten können Laktose enthalten. Deshalb ist es wichtig, dass du die Zutaten immer genau durchliest.
Was passiert bei Laktoseintoleranz im Körper?
Um die Laktose aus der Milch und Milchprodukten zu verdauen, wird das Enzym Laktase benötigt. Enzyme sind kleine Helfer im Körper. Die Laktase zerteilt die Laktose im Dünndarm in kleinere Bausteine, damit sie ins Blut aufgenommen werden kann.
Wenn zu wenig Laktase im Darm ist, kann die Laktose nicht verarbeitet und ins Blut aufgenommen werden. Sie bleibt im Dünndarm und wandert weiter in den Dickdarm. Dort wird sie von Darmbakterien verarbeitet, die dabei fleißig Gase produzieren. Die bekommst du als Blähungen zu spüren und zu riechen. Außerdem bindet die Laktose Wasser, sodass der Stuhl flüssig wird und Durchfall entsteht.
Welche Beschwerden sind typisch für Laktoseintoleranz?
Starke Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
Wie kannst du feststellen, ob du Laktoseintoleranz hast?
Die Laktoseintoleranz kann recht einfach mit einem Atemtest festgestellt werden. Der Test wird in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Beim Atemtest trinkst du eine Flüssigkeit mit Laktose. Anschließend pustest du zwei Stunden lang jede halbe Stunde in ein kleines Gerät. Das misst, wie viel Wasserstoff in deinem Atem ist.
Was sagt der Wasserstoff im Atem aus? Wenn du Laktose verträgst, wird sie von der Laktase im Darm gespalten und anschließend ins Blut geschleust. Wenn du sie nicht verträgst, weil der Darm gereizt oder geschädigt ist und deshalb zu wenig Enzyme Laktase da sind, um all die Laktose zu zerlegen, wandert sie weiter in den Dickdarm. Dort machen sich Dickdarmbakterien darüber her und verarbeiten sie. Dabei entstehen Gase wie der Wasserstoff. Er wandert zum Teil über den Darm nach außen in Form von Blähungen. Ein anderer Teil wird über die Darmwand ins Blut aufgenommen und gelangt darüber zu den Lungen, wo er ausgeatmet wird. Während dem Test landet er im Atemgerät und kann so eine Laktoseintoleranz anzeigen.
Wasserstoffwerte zwischen 10 und 20 ppm und darüber hinaus bedeuten, dass du Laktoseintoleranz hast.
Bleiben die Werte unter 10 ppm, hast du keine Laktoseintoleranz.
Ist der Atemtest sicher?
Ein Atemtest ist in der Regel sicher. Der Arzt wird dir die Laktoseintoleranz attestieren, wenn du beim Test die entsprechenden Werte erzielst. Allerdings gibt es Fälle, in denen der Test negativ ausfällt, aber der Patient trotzdem Symptome einer Laktoseintoleranz hat.
Es könnte sein, dass du zu den wenigen Menschen gehörst, die Darmbakterien besitzen, die den Wasserstoff sofort verarbeiten. Der Wasserstoff reicht dann gerade noch für die Blähungen, doch für das Blut bleibt keiner übrig. Dementsprechend kommt keiner in der Lunge an und kann auch nicht über den Atem gemessen werden.
Auf deinen Körper ist allerdings Verlass und er wird dir die Bestätigung liefern: Verträgst du Laktose nicht, wirst du Durchfall und die dazugehörigen Beschwerden bekommen.
Solltest du trotz negativem Test das Gefühl haben, dass du Laktose nicht verträgst, dann meide Milchprodukte für ein paar Monate und schau, ob deine Beschwerden besser werden.
Was du beim Atemtest beachten solltest
Die vier Wochen vor dem Test
Vier Wochen vor dem Test sollte keine Darmspiegelung stattfinden und keine Antibiotika eingenommen werden. Dadurch können die Darmbakterien, die Wasserstoff produzieren, deutlich reduziert werden. Im Atem würde kein Wasserstoff gemessen werden können, obwohl womöglich eine Laktoseintoleranz besteht.
Die Abstände zwischen verschiedenen Tests
Wenn du mehrere Atemtests machst, dann sollte ungefähr eine Woche zwischen den Tests liegen. Wenn sie an zwei aufeinander folgenden Tagen gemacht werden, könnten die Testergebnisse des zweiten Tests verfälscht werden, weil der Körper noch nicht den zuletzt getesteten Stoff abgebaut hat.
Wie gehst du bei Laktoseintoleranz vor?
Lass für vier Wochen alle laktosehaltigen Lebensmittel weg. In dieser Zeit kann sich dein Darm erholen und regenerieren. Eine Übersicht mit Lebensmitteln findest du in der angehängten PDF Lebensmittelliste für Laktoseintoleranz.
Anschließend kannst du anfangen, deine eigene Toleranzgrenze herauszufinden. Dafür fängst du an, wieder kleine Mengen laktosehaltige Lebensmittel zu essen.
Wenn du starke Beschwerden hast oder direkt testen möchtest, ob du evtl. auch eine Milcheiweißallergie oder -unverträglichkeit hast, dann lass für sechs Monate Milchprodukte komplett weg. In dieser Zeit kann sich dein Darm erholen und wieder aufbauen.
Nach den sechs Monaten kannst du ein kleines Glas laktosefreie Milch trinken und schauen, wie dein Körper reagiert. Bleibt der Bauch ruhig, kannst du nach und nach wieder laktosefreie Produkte in deinen Speiseplan integrieren.
Meldet sich dein Bauch mit Beschwerden, verträgst du wahrscheinlich das Milcheiweiß nicht.
Gibt es ein Medikament gegen Laktoseintoleranz?
Leider gibt es keine Pille, die die Laktoseintoleranz verschwinden lässt. Aber es gibt Laktasetabletten. Sie enthalten das Enzym Laktase, das hilft, die Laktose zu verarbeiten und so Beschwerden verhindert. Perfekt im Urlaub, an Weihnachten, im Restaurant oder bei Einladungen, wenn du nicht bestimmen kannst (oder willst), was es zu essen gibt. Verwende sie allerdings erst nach den vier Wochen, wenn sich dein Darm ausreichend erholt hat.
Achte außerdem auf die Inhaltsstoffe, wenn du noch eine weitere Unverträglichkeit, wie zum Beispiel Fructoseintoleranz hast. Oft werden den Laktasetabletten Sorbit oder Fructose beigemischt. Dann wird zwar die Laktose einwandfrei verdaut, aber Sorbit und Fructose sorgen trotzdem für Verdauungsbeschwerden.
Was machst du, wenn die Beschwerden nicht besser werden?
Viele gehen davon aus, dass sie Milchprodukt vertragen, wenn der Atemtest auf Laktose negativ ausgefallen ist. Wenn deine Beschwerden trotzdem nicht besser werden, kann es sein, dass du von einer weiteren Unverträglichkeit betroffen bist oder dir das Milcheiweiß Beschwerden bereitet.
Mein Tipp
Aus gesundheitlichen Gründen empfehle ich dir, auf Milchprodukte möglichst komplett zu verzichten. Wenn du diesen Schritt gehen möchtest, kannst du dir den Test auf Laktoseintoleranz sparen.
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