Als ich aus Bali zurück kam stellte ich erschrocken fest, wie oft wir in Deutschland Alkohol trinken.
Zu meiner Rückkehr kochte meine Mama ein leckeres Essen – dazu gab es Wein. Am nächsten Abend traf ich mich mit Freundinnen – auf ein Gläschen Sekt. Und das unter der Woche. Am Wochenende blieb es dann nicht nur bei ein oder zwei Gläsern. Einen Grund zu trinken findet sich schnell.
Auf Bali wird Alkohol hoch besteuert und ist eines der wenigen Dinge, die deutlich teuerer sind als bei uns. Nur Bier kostet so viel wie in Deutschland, aber das mochte ich noch nie. Also trank ich ein halbes Jahr so gut wie keinen Alkohol.
Nach ein paar Wochen ließ der Schreck über den vielen Alkohol erst einmal wieder nach.
Abends trank ich mit meinem Mitbewohner gerne Wein. Und am Wochenende beim Feiern auch mal den ein oder anderen Schnaps. Allerdings meldet sich mein Bauch spätestens am nächsten Morgen mit heftigen Bauchkrämpfen und ich belegte erst einmal die Toilette.
Mit Fructoseintoleranz und dem vielen Wein und Sekt wundere ich mich heute nicht mehr über die Beschwerden.
Kurz nach meinem Fructose-Atemtest war ich auf einen Geburtstag eingeladen. Ich hatte meine Ernährung auf fructosearm umgestellt und Alkohol gehörte definitiv nicht dazu. Ein Freund von meinem Freund feierte und ich kannte die Leute noch nicht so gut. Ich befürchtete, dass womöglich einige nicht akzeptieren würden, dass ich nichts trinke. Meine Unverträglichkeit wollte ich auch nicht erwähnen.
Also überlegte ich mit der Freundin meines Mitbewohners, welchen Grund ich vorschieben könnte.
Antibiotika fiel uns direkt ein, aber dazu müsste ich noch eine Krankheit erfinden. Wenn ich sage, dass ich eine Diät mache, würde ich mir auch blöd vorkommen.
Als die Ausreden immer komplizierter wurden, kamen wir zu dem Schluss, dass gerade die Fructoseintoleranz jeder als Grund dafür akzeptieren würde, dass ich nichts trinke. Noch dazu die ehrliche. Und wir waren erschrocken, dass man sich schon mit Rechtfertigungen wappnet, wenn man keinen Alkohol trinken möchte.
Die Party war letztendlich sehr entspannt. Wenn ich gefragt wurde, warum ich nichts trinke, erzählte ich von meiner Unverträglichkeit. Niemand wollte mich überreden trotzdem etwas zu trinken. Ganz im Gegenteil: Ich wurde dazu befragt und bemitleidet. Letzteres war nun auch nicht gerade mein Ziel, aber besser als andauernd Schnaps unter die Nase gehalten zu bekommen. Und ein bisschen bemitleidete ich mich auch: Ich hatte mir einen Eistee mitgenommen, der mit Stevia gesüßt war und furchtbar schmeckte.
Inzwischen trinke ich selten Alkohol und sitze selbstbewusst mit meinem Wasser am Tisch. Doch zu besonderen Gelegenheiten, wie Weihnachten oder Silvester, darf es auch für mich ein Gläschen Wein sein. Auch Gin Tonic vertrage ich gut.
Alles natürlich nur in Maßen. Schon alleine der Alkohol reizt Magen und Darm – egal wie verträglich die anderen Zutaten sind. Und der Körper muss einiges an Energie aufwenden, um den Alkohol unschädlich zu machen und wieder auszuscheiden. Behalte dir das immer im Hinterkopf.
Damit wäre der Moralapostelteil abgeschlossen.
Aber was trinken ohne dich direkt mit Bauchschmerzen von der Party schleichen zu müssen?
Alkohol und Histaminintoleranz
Bei Histaminintoleranz ist Alkohol grundsätzlich problematisch.
Histamin steckt in vielen alkoholischen Getränken, wie Wein, Sekt und Bier.
In Flüssigkeiten wird Histamin vom Körper schneller aufgenommen als aus festem Essen. Außerdem wird durch Alkohol körpereigenes Histamin freigesetzt. Noch dazu hemmt der Alkohol das Enzym, das im Körper das Histamin abbaut. Das Histamin, das nicht abgebaut werden kann, wandert ins Blut, was sich mit Beschwerden bemerkbar macht.
Die Darmwand wird durch den Alkohol durchlässiger wodurch noch mehr Histamin ins Blut gelangen kann.
Außerdem werden die Blutgefäße durch Alkohol geweitet, was die Beschwerden weiter verstärken kann.
Kommen dann histaminreiches Essen dazu, wie Parmesan zum Rotwein oder Sauerkraut zum Bier, können die Beschwerden noch schlimmer werden.
Histaminarmer Alkohol
Wein
Der Histamingehalt bei Weinen hängt ab von der Art der Herstellung, der Lagerung, dem Alter und eventuellen Verunreinigungen, die sich während der Herstellung einschleichen. Deshalb kann ein Wein gut verträglich oder weniger bekömmlich sein.
Grundsätzlich hat Rotwein mehr Histamin als Weißwein. Desto jünger der Wein umso geringer ist der Histami
ngehalt.
Blöderweise gibt bisher kaum ein Hersteller auf der Flasche an, wie viel Histamin der Wein enthält. Doch glücklicherweise ändert sich das zur Zeit.
Inzwischen gibt es sogar Weinhersteller, die histaminarme und histaminfreie Weine verkaufen. Ein Versuch lohnt sich also, wenn du gerne Wein trinkst. Auch histaminarmen Sekt findest du vor allem online.
Bier
Untergäriges Bier soll bei Histaminintoleranz besser verträglich sein. Dabei sammelt sich die Hefe während der Gärung am Boden an. Typische Sorten sind Pils, Helles und Export.
Alkohol und Gluten
Bier
Bier ist in Deutschland immer glutenhaltig. Da es dem Reinheitsgebot unterliegt, muss es mit Gerste gebraut werden.
Von einigen Herstellern gibt es inzwischen glutenfreies Bier.
Beim Lammsbräu wird das Gluten mit einem Spezialverfahren entzogen. Bei Zöliakie wird es angeblich trotzdem nicht unbedingt vertragen.
Eine genaue Liste und nähere Infos dazu findest du beim Zöliakie Austausch.
Wein, Sekt und Hochprozentiges
Andere Alkoholsorten wie Rum, Wodka, Whisky und Schnaps sowie auch Wein und Sekt sind glutenfrei. Sobald es sich um Mischungen handelt, wirf einen Blick auf die Zutaten.
Alkohol und FODMAP, Fructose und Laktose
Da bei den FODMAPs auch Fructose und Laktose dabei sind, können wir sie uns gemeinsam anschauen. Gluten wurde wegen Zöliakie extra erwähnt. Bei der FODMAP-Diät geht es dagegen nur um größere Mengen Gluten.
Bier
Warum ich Gluten und FODMAPs getrennt betrachte wird direkt beim ersten Beispiel deutlich:
Eine Dose Bier um die 350 ml ist FODMAP-arm. Für jemanden mit Zöliakie dagegen nicht geeignet.
Wein
150 ml Rot- und Weißwein ist FODMAP-arm. Wenn du Fructoseintoleranz hast, dann halte dich an trockenen Wein. Umso trockener er ist desto weniger Fructose enthält er. Leider wird zu Fructose und dem Zuckergehalt meistens keine Angabe gemacht. Als Richtlinie gilt deshalb: Je trockener der Wein desto besser ist er meistens verträglich.
Liebliche Dessertweine stecken voller Fructose und sind FODMAP-reich.
Inzwischen gibt es Hersteller, die fructosearmen Wein herstellen. Diese vertrage ich sehr gut und sind oft auch noch histaminarm.
Sekt
150 ml Sekt sind FODMAP-arm. Auch hier empfehle ich dir möglichst trockenen Sekt. Um fruchtige und süßliche Sorten machst du am besten einen Bogen. Mir bekommt mehr als ein Sekt nicht besonders gut. Ich vermute, dass dafür neben Alkohol und Fructose auch die Kohlensäure verantwortlich ist.
Von Frusano gibt es fructosearmen und histaminarmen Sekt in Dosen.
Gin, Whiskey und Wodka
Jeweils 30 ml von diesem Trio ist FODMAP-arm. Auch Gluten oder Fructose suchst du vergeblich. Entscheide dich aber besser nur für einen der drei. Der hochprozentige Alkohol reizt Magen und Darm besonders.
Fehlt nur noch eine Komponente zum Mischen. Ich vertrage Tonic sehr gut, das sich mit Gin perfekt ergänzt. Falls du zuckerfreie Cola verträgst, ist sie deine Wahl. Oder wie wäre es ganz klassisch nur mit Wasser und Zitrone?
Das ist übrigens ein super Trick, wenn du mal nichts trinken möchtest: Schenke dir in einem unbeobachteten Moment stilles Wasser in dein Glas und tarne es als Longdrink mit Eiswürfeln, einer Zitronenscheibe und Minze, falls vorhanden. Stoße damit selbstbewusst mit den anderen an. Wenn du bisher gerne Gin Tonic oder andere klare Longdrinks getrunken hast, wird niemand dein Getränk hinterfragen.
Rum
Rum ist FODMAP-reich und enthält viel Fructose. Lass ihn lieber für andere übrig.
Cocktails
Die meisten Cocktails sind mit Fruchtsäften, Sirup und viel Zucker aufgemotzt. Halte dich hier an die klassischen wie Caipirinah oder Mojito, wenn du die Zutaten verträgst. Da sie aus wenigen Zutaten bestehen, erlebst du hier am wenigsten eine böse Überraschung.
Noch mehr Tipps zum beschwerdefreien Trinken findest du hier.