Der tiefste Punkt in meinem Leben an einem der schönsten Orte der Welt

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Im Mai 2012 saß ich schluchzend auf dem warmen Fließenboden meiner kleinen Terrasse in Bali. Auch die sanft raschelnden Palmenblätter und die letzten goldenen Sonnenstrahlen am rosa-lila schimmernden Himmel konnten mich nicht beruhigen.

Den Heulkrampf hatte meine Mitbewohnerin (die jetzt ratlos neben mir stand) ausgelöst: nämlich mit der harmlosen Frage, ob ich mit zur Standbar komme.

Nein, wollte ich nicht. Ich wollte alleine sein.

Mir war es zu anstrengend, mich zu meinem Roller zu schleppen, der keine 30 Schritte entfernt einsatzbereit darauf wartete, dass ich mit ihm wilde Abenteuer erlebte. Ich war es leid, so zu tun, als ob ich glücklich auf dieser wunderschönen Insel sei.

Und ich wollte auch nichts trinken, weil mein Darm alles, was ich zu mir nahm – egal ob Reis mit Gemüse oder Wasser – als Durchfall wieder nach draußen beförderte. Deshalb habe ich immer ein Klo in meiner Nähe gebraucht und die waren auf Bali nicht immer so gemütlich, dass ich dort gerne Stunden verbracht habe.

Auch meine Situation fühlte sich nach 5 Monaten auf Bali ausweglos an. 4 davon quälte ich mich mit ständigem Durchfall und Bauchkrämpfen, seitdem mir ein Eis eine Lebensmittelvergiftung beschert hatte.

Dazu kam, dass ich meine liebsten Menschen vermisste und mir richtige Freunde fehlten.

Und als ob das nicht genug war, bin ich auch noch zum Pechmagnet mutiert.

Vor meinem Chef musste ich mich fast jeden Tag rechtfertigen, warum ich dies nicht so und jenes nicht anders machte. Ich kam als organisierte Deutsche mit der lockeren Arbeitsweise der Balinesen nicht klar.

Ein Freund, der mich besuchte fuhr zum ersten Mal selbst mit einem Roller und landete mit meinem in einem Zaun. Er hatte eine kleine Platzwunde, mein Roller ein paar Schrammen und mein Handy ging dabei auch noch verloren.

Mein Konto näherte sich immer weiter den roten Zahlen. Mein Laptop ging kaputt, mein Chef verlangte plötzlich, dass ich die Miete selbst bezahle (was anders ausgemacht war) und mir  hatte keiner gesagt, dass ich mein Visum nach drei Monaten verlängern muss (und nicht erst nach sechs Monaten) und ich eine dicke Strafe zahlen musste. Meine Verzweiflung darüber konnten die Balinesen nicht verstehen. In ihrer Welt haben die westlichen Menschen Geld im Überfluss.

Diese und andere Ansichten machten es schwer Freunde zu finden, bei denen ich mich auch mal ausheulen kann.

Klar, über Skype konnte ich meine Familie und Freunde anrufen und sehen – aber es war doch etwas Anderes mit ihnen gemeinsam auf dem Sofa zu sitzen. Außerdem war es unter der Woche schwierig die Zeiten abpassen, wenn in Deutschland alle wach waren und nicht mehr arbeiteten (WhatsApp gab es damals noch nicht und Smartphones fingen gerade erst an heimlich die Weltherrschaft an sich zu reißen).

Ich saß mitten im Paradies und war so unglücklich wie noch nie in meinem Leben.

Ich sehnte den Moment in vier Wochen herbei, wenn ich gemütlich im Flieger nach Deutschland sitzen würde. Nach einem halben Jahr war ein Deutschlandbesuch vereinbart, bei dem ich meine Familie und Freunde besuchen konnte und mein Visum verlängern sollte.

Und Letzteres war beim ersten Mal schon schief gelaufen war (da fing es also schon an).

Statt einem Arbeitsvisum hatte ich nur ein Touristenvisum bekommen, weil der Visa-Agent irgendeine falsche Nummer eingetragen hatte. Also ging ich am Morgen meiner Abreise zu meinem Chef und fragte ihn, was ich machen soll, wenn ich kein wieder kein Arbeitsvisum bekomme. Er war – wie so oft – sofort auf 180 und blaffte mich an, ob ich nicht die Nummer, die beim letzten Mal falsch war in dem Wisch vom Visa-Agent überprüft hätte. Abgesehen davon, dass ich von diesen Zahlen keine Ahnung hatte (war ich Visa-Agent, oder was?) hatte mir unser nette Firmen-Dolmetscher bestätigt, dass die Kennzahl stimmt.

Aber wer weiß, was der Visa-Agent dieses Mal verschusselt hatte (immerhin hatte er mich um ein halbes Monatsgehalt gebracht)?

Für so einen Fall wollte ich wissen, was ich dann mache bevor ich über 200 Kilometer aus der Botschaft zurück zu meinen Eltern fahre und hinterher einen Anschiss von meinem Chef kassiere, dass ich das hätte so und anders hätte machen sollen. Als ich ihm das (ohne den Gedanken mit dem Anschiss) entgegnete, warf er mir u.a. an den Kopf, dass ich meine Arbeit nicht richtig machen würde, nie zum Strand fahren würde und andere Sachen, die ich inzwischen verdrängt habe. Es waren Sachen, die ihn nichts angehen und die er nicht wissen konnte (z.B. dass ich nie am Strand war, hat er mich etwa getsalked oder was?!).

Zum Schluss motzte ich ihn an, dass ich dann eben nicht zurück nach Bali komme, wenn mein Visum nicht verlängert wird.

Er wurde daraufhin richtig sauer und blaffte mich an, dass ja jeder merken würde, dass ich mich hier unwohl fühlte (wenigstens das hatte er richtig erkannt).

Nach dem Streit war auch ich auf 180 und raste mit glühendem Kopf in mein balinesisches zu Hause. Mit leerem Kopf packte ich hektisch meinen Koffer um. Für den Fall, dass ich wirklich nicht zurück kommen würde. In dem Moment war es mir nicht bewusst, aber der trotzig ausgesprochene Gedanke nicht zück zu kommen kam tief aus meinem Inneren – und er gefiel mir. Und zwar richtig gut.

Als das Flugzeug über die Startbahn raste und abhob, verlies ich Bali für immer.

Strand in Bali

Die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden genoss in total.

Aber nachts wälzte ich mich und die Frage, ob ich kneife, wenn ich in Deutschland bleibe, herum.

Mich quälte, dass ich zugesagt hatte, ein Jahr zu bleiben und mein Chef keinen Nachfolger hätte. Ich dachte an die lieben Balinesen, mit denen ich zusammen arbeitete und die ich in mein Herz geschlossen hatte. Und wie enttäuscht sie sein würden, wenn ich nicht zurück komme. Und mein Stolz erinnerte mich daran dass ich das, was ich zugesagt hatte auch immer durchziehen sollte – auch um mir selbst treu zu bleiben.

Aber warum sollte ich zurück in eine Situation gehen, in der ich mich schrecklich fühle?

Ich hatte 5 kg abgenommen und war vorher schon schlank gewesen. Und mit täglichem Durchfall würde ich weiter abnehmen (ich war mir sicher, dass der verschwinden würde, sobald ich wieder wie gewohnt esse – aber da hatte ich mich gewaltig geirrt). Ich würde mich wieder unzulänglich fühlen, weil ich die Näher nicht ansatzweise wie von meinem Chef gewünscht in die deutsche strukturierte Arbeitsweise gepresst bekomme.

So beschloss ich in Deutschland zu bleiben und traf damit, denke ich heute, eine erste gute Entscheidung auf meinem Weg zu einem beschwerdefreien Leben. Aber erst musste ich noch in den saueren (fructosearmen) Apfel beißen und meinem Chef verkünden, dass ich nicht zurück komme. Er fasste es zu meiner Überraschung gelassen auf (wahrscheinlich war er genauso froh wie ich, dass ich in Deutschland bleiben würde).

Als ich erleichtert den Laptop zu klappte, war ich überzeugt, dass es mir ab sofort blendend gehen würde.

Aber da hatte ich mich gewaltig geirrt!

Mit meinen lieben Menschen um mich herum fühlte ich mich schon besser, ja.

Aber der Durchfall und die Bauchkrämpfe blieben wie unliebsame Reisemitbringsel, die im Regal verstauben. Es gesellten sich sogar noch Blähungen dazu und mein Bauch pumpte sich auf wie ein Luftballon. Ich fühlte mich so kraftlos und schlapp als käme ich von einem zwei jährigen Alaska-Überlebenstraining bei -50 Grad. Und nicht von einem halben Jahr auf einer Trauminsel mit 30 Grad. Mein Selbstwertgefühl war in Bali vom türkisblauen Meer weggespült worden oder so – jedenfalls konnte ich es nicht mehr finden.

Als sich das alles sechs Monate nach meiner Rückkehr nicht geändert hatte (wie es mir vom Tropeninstitut prophezeit wurde), kratze ich meine verbleibende Energie zusammen, um heraus zu finden, woher meine Beschwerden kommen und wie ich sie los werden kann.

Ab hier kennst du die Geschichte vielleicht:

Ich klapperte Hausarzt, Internisten und Gastroenterologe ab – alle waren sich einig: ich bin gesund. Und muss mich mit meinen unliebsamen Reisemitbringseln im Regal Darm abfinden. Versteh mich nicht falsch: ich war froh, dass ich gesund war.

Aber ich habe mich weder gesund noch wohlgefühlt.

Und dass ich mich mit meinen Beschwerden abfinden sollte, hat mir überhaupt nicht gepasst.

Als ich mir diese Diagnose zum gefühlt hunderten Mal (in Wirklichkeit war es vielleicht das siebte Mal) anhören durfte, saß ich abends mal wieder schluchzend auf dem Boden – dieses Mal auf schönen Holzdielen – und hätte mir eine Tür gewünscht, die aus diesem Leben rausführt. Wie sollte ich mich noch auf einen gemütlichen Kochabend mit meinen Freundinnen freuen, wenn ich nicht wusste, wann und wie lange der Durchfall das nächste Mal zuschlägt? Und für immer auf ein Klo in 25 Meter Entfernung angewiesen sein? Nein, danke!

Doch so niedergeschlagen und wütend ich in diesem Moment auch war – ich weigerte mich, mich mit dieser Diagnose abzufinden.

So schlecht es mir auch ging, ich war der Meinung, dass die Beschwerden genau so wie sie gekommen waren auch wieder verschwinden könnten. Das war die zweite gute Entscheidung, die ich (unbewusst) getroffen hatte: Daran zu glauben, dass ich eines Tages wieder beschwerdefrei sein würde. Irgendein Weg musste ja aus den Beschwerden führen.

Und ich habe ihn tatsächlich gefunden!

Heute fühle ich mich so wohl in meinem Körper wie noch nie. Klar, wenn zu viel Schokolade oder Kuchen in meinem Bauch landen, dann beschwert er sich. Das sind weiterhin seltene Ausnahmen. Aber wenn ich sie mir gönne, dann kann ich sie so richtig genießen und bekomme keine Durchfall-Quittung dafür.

In der Weglasserei zeige ich dir heute, welche Wege du einschlagen kannst und wie auch du dich aus einer noch so ausweglos erscheinenden Situation heraus holen kannst.

Puh, geschafft! Ich musste mich ganz schön überwinden diesen Artikel zu schreiben.

Du glaubst nicht, wie oft ich währenddessen auf’s Handy geschaut habe in der Hoffnung eine super dringende Nachricht verpasst zu haben und damit einen Grund nicht weiter schreiben zu müssen. Und als das nicht der Fall war, habe ich Instagram ein paar viele Male geöffnet und bin nervös durch meinen Feed gescrollt. Und meine Haarspitzen sind jetzt fein säuberlich nach Spliss abgesucht (und ich denke, dass ich bald mal wieder einen Frisörtermin ausmachen sollte). Der Artikel steht schon seit letztem Jahr auf meiner Artikel-To-Do-Liste. Ich habe mich also schon mehrere Monate erfolgreich gedrückt.

In meinen Mails an meine digitalen Brieffreundinnnen habe ich immer mal wieder Teile der Geschichte ausgepackt.

Aber es war Zeit die GANZE Geschichte zu erzählen.

Denn vielleicht sitzt auch du gerade verzweifelt vor deinem Handy oder Laptop, weil du glaubst, dass du für immer mit Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchkrämpfen leben musst. Und die dich daran hindern dein Leben so zu gestalten, wie du das möchtest. Und vielleicht ist sieht es in deinem kompletten Leben gerade wie in einer unaufgeräumten Schreibtischschublade aus, wo du nichts mehr findest und es dir davor graut, alles zu sortieren und das was du nicht mehr brauchst in den Papierkorb zu werfen.

Ich hoffe, dass dir meine Geschichte Mut macht, deine Schreibtischschublade dein Leben und deine Situation anzupacken und so lange deinen Weg zu suchen bis du den richtigen für dich findest.

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Der Weg raus aus Unverträglichkeiten, Reizdarm und Fructoseintoleranz hat dort begonnen, wo er angefangen hat: am tiefsten Punkt in meinem Leben. Mit meiner Erfahrung möchte ich dir Mut machen und dich ermutigen deine Verdauungsbeschwerden anzupacken.

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