Dieses Jahr feiere ich das sechste Mal mit meinen Unverträglichkeiten Weihnachten.
Die ersten drei Mal feierten sie heimlich mit. Sie ließen mich Zwiebeln, Knoblauch, Äpfel, Plätzchen und anderes Unverträgliches essen und zahlten es mir mit schlimmen Bauchkrämpfen und Durchfall heim. Nicht gerade ein nettes Weihnachtsgeschenk.
Aber da sie mir die Beschwerden nicht nur an Weihnachten schickten, fiel es mir gar nicht weiter auf.
Erst beim dritten Weihnachten wusste ich, dass ich eine Unverträglichkeit habe.
Die Frage war nur: Welche? Ich hatte die Monate davor das komplette Internet nach Infos über Unverträglichkeiten durchforstet. Ich hatte meine Ernährungsweise gewechselt, wie andere ihre Unterhosen.
Wenn ich jetzt daran zurück denke, war mein Kopf um dieses Weihnachten voller Informationen und Wissen, das unaufgeräumt in meinem Kopf herum lag. Kennst du das, wenn du zu einem Thema zu viele verschiedene Meinungen und Ansichten gelesen oder eingeholt hast und nicht mehr weißt, was nun für dich passt? Oder was eigentlich deine Meinung ist?
So ging es mir. Und aus meinen Ernährungsexperimenten und Recherchen schloss ich, dass ich Laktoseintoleranz habe. Also deckte ich mich vor Weihnachten mit Laktasetabletten ein, um Weihnachten möglichst ohne Beschwerden genießen zu können. Und siehe da: Mir ging es die Weihnachtstage recht gut.
Beim Atemtest zwei Wochen später würde ich erfahren, dass ich Laktose sehr wohl vertrage und Fructose der eigentliche Übeltäter ist.
Vielleicht gab es an diesem Weihnachten wenig Fructose, das weiß ich leider nicht mehr.
Was ich weiß: Dass ich mich mit meinen Infos und Recherchen durcheinander gebracht habe. Und dass die Laktasetabletten gewirkt haben. Zwar nur unter dem bekannten Placebo-Effekt, aber wenigstens hatte ich so ein halbwegs beschwerdefreies Weihnachten.
Gerade ist mir auch noch eingefallen, dass ich auf keinen Fall Fructoseintoleranz haben wollte. Wer will überhaupt eine Unverträglichkeit, fragst du dich jetzt wahrscheinlich. Natürlich niemand. Aber ich wusste, dass ich eine habe. Und wenn ich dann hätte wählen können, wäre meine Wahl auf alles andere gefallen, nur nicht auf Fructose. Aber was rede ich da, zurück zu meiner eingebildeten Laktoseintoleranz.
Es ist doch verrückt, wie wir uns selbst etwas einreden können, ohne es zu merken? Aus der Angst Fructoseintoleranz zu haben und der Einbildung, dass Laktasetabletten mir geholfen haben, war die Sache klar für mich.
Dementsprechend ungläubig starrte ich zwei Wochen später auf die Anzeige des Atemgeräts beim Laktosetest. Der Wert kletterte von auf zwölf, um dann wieder zu sinken. Wenn der Wert über 20 steigt, liegt eine Unverträglichkeit vor.
Mir dämmerte mit Erschrecken, dass der Fructosetest am nächsten Tag anders ausfallen würde. (Zwei Atemtests sollten nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gemacht werden! Mindestens eine Woche sollte dazwischen vergehen, damit der Körper sich erholen kann und nicht mit zwei Testflüssigkeiten auf ein Mal belastet wird. Das kann das Testergebnis verfälschen. Leider wusste ich das damals nicht besser. Und der Arzt wohl auch nicht.)
So saß ich beim vierten Weihnachten mit Fructoseintoleranz am festlich gedeckten Tisch. Meine liebe Mama kochte eine fructosearme Version des Weihnachtessens für mich. Meine Familie war und ist immer noch sehr verständnisvoll mit all meinen Unverträglichkeiten und Ernährungsumstellungen.
Statt Süßigkeiten bekam ich fructosearme Kekse und Süßigkeiten.
Trotzdem krümmte ich mich am Weihnachtsabend vor Bauchkrämpfen. Das tat mir für meine Familie leid, die sich so viel Mühe mit verträglichem Essen gegeben hatte, damit es mir gut geht. Und ich tat ihnen leid, weil es mir mal wieder schlecht ging. Nun hatte ich eine Diagnose vom Arzt und trotzdem ging es mir immer noch schlecht.
An Weihnachten Nummer fünf wusste ich, dass eine Unverträglichkeit leider selten allein kommt. Und dass auch Stress eine Unverträglichkeit verstärken kann.
Dank meinem Heilpraktiker und der FODMAP-Diät hatte ich die anderen Übeltäter enttarnt. Wenn ich die weg ließ, hatte ich tatsächlich keine Beschwerden mehr. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag ohne Bauchschmerzen. Was für ein Gefühl der Ruhe.
In diesem Jahr bekam ich ein fructosearmes und FODMAP-armes Weihnachtsessen, das ich sehr gut vertrug. Weniger gut vertrug ich die köstlichen Plätzchen von meiner Mama. Aber die wollte ich mir nicht entgehen lassen und akzeptierte dafür die Bauchschmerzen. Sie waren nicht so schlimm wie die Jahre davor. Und wenn ich weiß woher sie kommen, kann ich sie vermeiden.
Und wie wird das siebte Weihnachten mit Unverträglichkeiten?
Ganz sicher das entspannteste und ohne Beschwerden. Ich kann wieder kleine Mengen FODMAPs essen und auch Fructose vertrage ich wieder in größeren Mengen. Trotzdem bekomme ich wieder ein fructosearmes Weihnachtsessen. Denn zur Zeit muss ich aufpassen, dass ich nicht zu übermütig mit den Fructosemengen werde.
Dieses Jahr werde ich das ein oder andere Plätzchen auch ohne anschließende Beschwerden genießen können.
Ich wünsche dir wunderschöne Weihnachten mit deinen Liebsten und dass du auch beschwerdefrei und genussvoll an Weihnachten dein Essen genießen kannst.
Wenn dich noch Beschwerden plagen, probiere weiterhin viel aus, bis du herausgefunden hast, wer oder was für deine Beschwerden verantwortlich ist. Ich weiß, dass das mühsam und frustrierend sein kann. Versuche dich nicht dem Frust hinzugeben und dir immer wieder dein Ziel in Erinnerung zu rufen beschwerdefrei zu werden. Du schaffst das!