Du sitzt mit Freunden gemütlich zusammen und plötzlich geht es mal wieder um deine Unverträglichkeit.
Sie möchten wissen, wie es dir damit geht.
Du erzählst, dass du eine neue Ernährungsweise ausprobierst und gestern einen schlechten Tag hattest.
Du hast den letzten Satz kaum beendet, da kommen sie schon – die schlechten Ratschläge bei Unverträglichkeiten.
Sie sind gut gemeint. Deine Freunde sorgen sich um dich und möchten, dass es dir wieder besser geht.
Trotzdem sind viele der Ratschläge nutzlos und nerven. Kommen sie dir bekannt vor?
Ratschlag 1: “Du musst dich einfach gesünder ernähren.”
Wenn ich das höre, kann ich nur noch müde lächeln.
Dank der angeblich gesunden Ernährung verbrachte ich viel Zeit auf der Toilette.
Dass mit mehr Obst und Gemüse die Bauchbeschwerden verschwinden, ist leider nicht die Realität. Jedenfalls nicht, so lange nicht klar ist, ob eine Fruktose nicht vertragen wird oder der Bauch für FODMAPs anfällig ist.
Gemüse und Obst sind der wichtigste Grundbaustein in der Ernährung. Ich hatte nur die unverträglichen Sorten erwischt. Und zu viel Obst gegessen.
Wenn du gerade am Anfang mit deinen Unverträglichkeiten stehst, iss nicht einfach mehr Obst und Gemüse, sondern orientiere dich an bekömmlichen Sorten.
Schreibe ein Ernährungstagebuch, um zu beobachten welche Lebensmittel dir Probleme bereiten.
Ratschlag 2: “Du solltest einfach wieder normal essen.”
Ein Ratschlag, der häufig auf den vorigen folgt. Hier muss ich den Ratschlaggeber daran erinnern, dass ich meine Ernährung nicht aus Langeweile umstellte. Dass ich schlimme Bauchkrämpfe und Durchfall hatte, als ich “normal” gegessen habe.
Ich gebe zu, wenn es mir von einem Ernährungsexperiment richtig schlecht ging, änderte ich meine Ernährung wieder. Aber wieder “normal” zu essen würde mir nicht helfen.
Ratschlag 3: “Probier mal weniger herum mit deiner Ernährung. Kein Wunder, dass es dir schlecht geht.”
Auch hier komme ich mir wieder vor, als ob ich aus Spaß meine Ernährung ständig ändere.
Dabei ist es kein Spaß ständig Bauschmerzen und -krämpfe zu bekommen und nicht zu wissen woher.
Deshalb entgegne ich gerne: “Würdest du weiterhin das gleiche essen, wenn du davon Bauchschmerzen bekommst?”
Heute weiß ich, dass das der richtige Weg war.
Durch Herumprobieren kam ich meinen Unverträglichkeiten auf die Spur. Es hat vier Jahre gedauert. Aber hätte ich mich an die fructosearme Ernährung geklammert, würde ich heute noch mit schlimmen Beschwerden dasitzen.
Ratschlag 4: “Geh doch mal zum Arzt und lass dich untersuchen.”
Ähm ja… Wie viele Arztbesuche waren da noch? Es waren so viele, dass ich aufgehört habe zu zählen. Und untersucht wurde ich mehr als mir lieb ist. Oder sollte ich außer Ultraschall, Blutuntersuchungen, Atemtests auf Unverträglichkeiten, Magen-Darm-Spiegelung und MRT noch etwas untersuchen lassen?
Bei diesem Ratschlag muss ich mich zusammenreißen, dass ich nicht nur innerlich mit den Augen rolle.
Ratschlag 5: “Iss doch mal weniger. Ist doch normal, dass du Bauchschmerzen bekommst, wenn du so viel isst.”
Diesen Ratschlag bekam ich unter anderem von meiner Ernährungsberaterin: Weniger essen. Ich kam mir vor wie ein Fresssack, der alles in sich hineinstopft, was er finden kann. Der alleine zum Mittagessen eine Familienpizza verdrückt.
Ich esse gerne und wahrscheinlich auch mehr als andere Frauen, aber ich habe einen 1,76 m großen Körper zu versorgen, der etwas mehr braucht, als ein 1,55 m kleiner Körper.
Abgesehen davon hat der Großteil der Frauen ein Problem mit ihrem Körper. Einer Frau zu sagen, dass sie zu viel isst, kann in eine ungesunde Richtung ausschlagen. Und zur Unverträglichkeit kommen Selbstzweifel dazu.
Ja, zu viel Essen überlastet Magen und Darm, besonders wenn sie empfindlich sind. Aber ich vermute, dass die Beschwerden bei den wenigsten mit Unverträglichkeiten von zu viel essen kommen.
Weniger unverträgliches essen, das wäre noch der bessere Ratschlag. Wobei du dazu erst einmal wissen musst, was du verträgst.