Es ist ja nicht so, dass Unverträglichkeiten schon genug nerven.
Nein, da müssen auch noch unsere Mitmenschen daher kommen und mit ihren Fragen zusätzlich nerven. Auch wenn es in machen Fällen nicht böse gemeint ist.
An alle, die jemanden mit Lebensmittelunverträglichkeiten oder Reizdarm kennen: Bitte einmal lesen.
Hast du dich schon einmal gewundert, warum jemand mit Unverträglichkeiten die Augen verdreht, wenn du mit ihm redest? Dann schau, ob du schon einmal einen dieser Sätze gesagt hast. Die möchte niemand mit einer Unverträglichkeit hören. Ich verrate dir auch, was du statt dessen sagen kannst.
#1 “Ich möchte mich auch gesünder ernähren. Wie funktioniert deine Ernährung?”
Die FODMAP-Diät oder andere Ernährungsweisen bei Unverträglichkeiten sind nicht für gesunde Leute wie dich gedacht. Wenn du alles verträgst, dann gibt es keinen Grund gesunde Lebensmittel wegzulassen. Ganz im Gegenteil: Iss die ganze Palette an gesunden Lebensmitteln und freue dich, dass du sie verträgst. Davon träumt jeder mit einer Unverträglichkeit.
Wenn du gesünder essen möchtest, dann schau dich im Bereich Clean Eating um. Ich kann dich auch zu gesunder Ernährung beraten, aber dann brauchen wir einen anderen Plan für dich.
Du kannst dich hier umschauen und dich von den Tipps und Rezepten inspirieren lassen. Aber bitte fangt nicht an Gluten, Fruktose oder die FODMAPs wegzulassen, wenn du keine Beschwerden hast. Damit nimmst du dem Körper wichtige Nährstoffe weg. Außerdem bringst du womöglich deinen Darm durcheinander, wenn du die Ernährung plötzlich umstellst.
Besser du fragt das nächste Mal: “Ich möchte mich gesünder ernähren. Hast du ein paar Tipps für mich?”
#2 “Probiere doch wenigstens ein bisschen was davon. Das macht doch nichts aus.” (Dabei wird dein Teller mit unverträglichem Essen gefüllt.)
Erstens: Woher willst du wissen, wie viel ich von welchem Essen vertrage?
Zweitens: Würdest du auch einem Nussallergiker ein großes Stück Nusskuchen auf den Teller packen?
Ich gebe zu, dass ich nicht sterbe, wenn ich zu viel Knoblauch und Zwiebeln esse. Der Nussallergiker von der Nuss im schlimmsten Fall schon. Aber im schlimmsten Fall fühle ich mich, als würde ich sterben.
Auch bei Alkohol habe ich schon lange Diskussionen geführt.
Alkohol ist das schlechteste, was du mit einem gereizten Magen oder Darm trinken kannst. Er reizt die Schleimhäute und damit sind Beschwerden so gut wie garantiert. Wenn ich Bauchschmerzen vermeiden möchte, trinke ich nichts.
Wenn du eine Frau so richtig nerven möchtest, wenn sie keinen Alkohol trinken möchte, frag sie, ob sie schwanger ist.
Die Frage kann ich dir nicht einmal übel nehmen, wenn ich einen Blähbauch habe, als sei ich tatsächlich im fünften Monat. Trotzdem eine Frage, die schnell zu Gerüchten führen kann, wenn andere Ohren anwesend sind.
Besser: Akzeptieren, dass ich bestimmtes Essen oder Getränke nicht vertrage. Und lege mir nur das auf den Teller, was ich möchte.
#3 “Du musst doch nicht abnehmen!”
Wenn ich keine Süßigkeiten und keinen Kuchen esse, heißt das nicht, dass ich auf meine Bikinifigur achte. Meinem Bauch geht es einfach besser ohne den ganzen Zucker. Ok ich gebe zu, dass sich das auch auf meine Figur auswirkt.
Aber der eigentliche Grund ist, dass ich Schmerzen und unzählige Toilettengänge vermeiden möchte.
Besser: Nach dem wahren Grund fragen.
#4 “So was gab es früher nicht.” (Mit empörtem Unterton)
Sicher? Früher gab es vielleicht die entsprechenden Untersuchungsmethoden noch nicht.
Und ja, dass es früher noch nicht so viele Menschen mit einer Unverträglichkeit gab, kann ich mir auch vorstellen. Denn früher gab es auch noch nicht so viele Fertigprodukte mit chemischen Zusätzen, wie Farbstoffen, Geschmacksverstärkern, Emulgatoren, Stabilisatoren und wie sie nicht alle heißen. Von diesen Zusätzen ist zum Teil bekannt, dass sie deiner Darmwand und Gesundheit schaden. Bei einigen ist es nicht sicher, was für mich ein Grund ist, sie lieber nicht zu essen.
Außerdem wird Obst immer süßer gezüchtet, weil es sich dann besser verkauft. Also essen wir viel mehr Fructose als früher, was einigen Bäuchen zu viel ist.
So viel dazu, dass es so etwas früher nicht gab. Und selbst wenn es dafür keine Gründe gäbe, habe ich diese Unverträglichkeit und damit unangenehme Beschwerden. Da bringt es mir auch nichts, dass die Leute das früher nicht hatten.
Besser: “Interessant, dass heute viel mehr Menschen eine Unverträglichkeit haben.”
#5 “Du verträgst keine Fructose? Dann kannst du ja gar kein Obst mehr essen!” Oder “Ach, die ist ja nur in Obst drin!”
Dafür kann ich dir nicht einmal richtig böse sein. Woher sollst du wissen, dass nicht in allem Obst gleich viel Fructose steckt und noch dazu in Gemüse, gekauftem Brot, Süßigkeiten, Fertigprodukten, Zucker usw.? Außerdem hängen die Beschwerden davon ob, wie viel Fructose ich esse. Und nein, ich verzichte deshalb nicht komplett auf Gemüse und Obst. Das ist der größte Fehler, den du mit Fructoseintoleranz machen kannst.
Trotzdem kannst du dir bestimmt gut vorstellen, dass die Frage nach dem hunderten Mal nervt?
#6 “Was kannst du denn dann noch essen?!”
Diese Frage wird mir am häufigsten gestellt – mit weit aufgerissenen Augen und mitleidsvollem Blick, weil ich bestimmt bald verhungere. Die gute Nachricht zuerst: Es gibt ganz schön viel, was ich noch essen kann. Und es gibt viele Lebensmittel, von denen du wahrscheinlich noch nie gehört hast.
Wenn du jemanden erwischst, der nur noch wenige Lebensmittel essen kann, stößt du ihn damit vor den Kopf. Schließlich weiß er selbst, dass er gerade nur wenige Lebensmittel essen kann. Du erinnerst ihn an seine blöde Situation, wundere dich also nicht, wenn seine Laune sinkt.
Frage lieber: “Was gibt es bei dir zum Essen?” Die Augen brauchst du dabei nicht entsetzt aufreißen.
Falls du als Betroffene wirklich nicht weißt, was du noch essen kannst, dann hab ich gute Nachrichten für dich: diese leckeren Blaubeer-Erdmandel-Kekse zum Beispiel! Das Rezept dafür und 59 weitere, leckere UND bekömmliche Rezepte bekommst du im 4-Wochen-Verträglich-Essen-Programm.
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#7 “Das ist doch psychisch. Vielleicht solltest du mal zur Therapie.”
Wenn das jemand zu mir gesagt hat, bin ich wirklich sauer geworden. Schließlich habe ich ganz klar gemerkt, dass die Bauchschmerzen mit dem Essen zusammen hängen.
Natürlich war ich nicht mehr so gut gelaunt wie früher – aber wer wäre das schon mit Bauchkrämpfen und ständigem Durchfall?
Ich gebe zu, dass Stress und psychische Belastung die Unverträglichkeiten beeinflussen können. Das wollte ich mir am Anfang nicht eingestehen. Und durch Fruktosemalabsorption (Fruktoseintoleranz) können durch einen Serotoninmangel tatsächlich Depressionen ausgelöst werden.
Trotzdem heißt das nicht, dass jeder mit einer Unverträglichkeit eine Therapie nötig hat.
Genauso kann durch unverträgliches Essen der Bauch an das Gehirn Signale senden, die im Hirn Stress oder negative Gedanken auslösen.
Besser wäre: “Liegt dir sonst noch etwas auf dem Herzen?” oder “Hast du im Moment viel Stress?”
Stelle erst ein paar Fragen, um die Situation einzuschätzen. Wenn du immer noch der Meinung bist, dass eine Therapie hilfreich sein könnte, dann weise einfühlsam darauf hin und stemple deinen Gesprächspartner nicht gleich als Psychopath ab.
#8 “Sie haben dann wohl einen Reizdarm. Da kann man nichts machen. Nehmen Sie Tabletten gegen Durchfall, wenn es ganz schlimm wird.”
(Mit freundlichen Grüßen, dein Arzt)
Als ich diesen Satz zum dritten Mal gehört habe, dachte ich, der Arzt möchte mich verarschen. Ich dachte, dass Reizdarm nur eine als Diagnose getarnte Ausrede ist, hinter der der Arzt seine Unwissenheit verstecken kann. Verzweifelt bin ich nach Hause. Wenn ein Arzt nicht weiß, wie es mir wieder besser gehen kann, wer soll es dann wissen?
Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich war der Meinung, dass ein Arzt sich auch mit Lebensmittelunverträglichkeiten bestens auskennt. Leider trifft das nicht auf jeden Arzt zu.
Ehrlich gesagt habe ich bisher nur eine Ärztin getroffen, die sich damit wirklich auskennt: Dr. Janna Scharfenberg von In Good Health. Von ihr weiß ich, dass es den Reizdarm wirklich gibt.
Was viele Ärzte aber nicht wissen: Dass mit Ernährung, Stressreduzierung und Bewegung sehr wohl etwas dagegen unternommen werden kann.
#9 “Du isst keine Zwiebeln und keinen Knoblauch? Dann schmeckt dein Essen ja total langweilig.”
Danke für die Aufmunterung. Ich mag Zwiebeln und Knoblauch eigentlich total gerne. Und am Anfang ist es tatsächlich so, dass das Essen ohne Zwiebeln ungewohnt schmeckt. Wenn du jemanden erwischst, der gerade seine Ernährung umstellt, erinnerst du ihn an seine blöde Situation.
Doch zum Glück gibt es frische Kräuter und viele andere Gewürze, mit denen ich mein Essen würzen kann. Und mein Essen schmeckt fabelhaft, nur mal so.
Außerdem gibt es Knoblauchöl oder ich kann die Zwiebeln im Öl dünsten und anschließend herausnehmen. Denn FODMAPs und Fructose lösen sich nicht im Öl und geben nur den Geschmack ab.
Besser: “Du isst keine Zwiebeln und kein Knoblauch? Womit würzt du dein Essen?”
#10 “Heutzutage hat ja jeder eine Unverträglichkeit.”
Oh, wenn ich das höre, springt bei mir automatisch der Kampfmodus an. Bestimmt gibt es Leute, die auf den Zug aufspringen oder denken sie tun sich etwas Gutes, wenn sie gluten- oder laktosefrei essen.
Aber es gibt viele Leute, die verschiedene Lebensmittel tatsächlich nicht vertragen.
Im schlimmsten Fall wissen sie nicht einmal, welche Lebensmittel für ihre Beschwerden verantwortlich sind.
Sie haben schlimme Bauchschmerzen, -krämpfe, Durchfall, Verstopfung und einen Blähbauch samt Blähungen. Ihnen geht es richtig schlecht und das womöglich jeden Tag. Und dann kommst du daher und bezeichnest ihre Beschwerden als Modeerscheinung. Dann wunderst du dich auch nicht, dass sie nicht mehr gut auf dich zu sprechen sind, oder?
Besser: „Immer mehr Leute haben eine Unverträglichkeit. Woher das wohl kommt?“
#11 “Ich habe auch manchmal Bauchschmerzen und ich habe keinen Reizdarm.”
Ein bisschen Bauchdrücken, ein gluckern im Bauch oder auch mal ein Pups sind keine Anzeichen für einen Reizdarm.
Mit Reizdarm krümmst du dich vor Bauschmerzen und -krämpfen. Du hast Durchfall und schmerzhafte Blähungen. Nach dem Essen möchtest du dich am liebsten einfach nur noch ins Bett legen. Die Freude am Essen verschwindet, weil du nicht weißt, wie dein Bauch als nächstes reagiert.
Und was hast du gegessen, nach dem du die Bauschmerzen hast? Eine große Portion Fast-Food? Fettigen Burger mit Pommes und Ketchup? Dann ist es kein Wunder, dass du Bauchschmerzen bekommst.
Wenn du die Beschwerden allerdings wirklich regelmäßig hast und gesund isst, dann geh zum Arzt und lass dich untersuchen.
Besser: „Ich habe auch manchmal Bauchschmerzen und weiß wie schlimm das ist.“ oder „Wie äußert sich ein Reizdarm?“
#12 “Das ist lecker! Schade, dass du das nicht essen darfst!”
Das ist einfach nur gemein!
Vor allem, wenn du gerade mit der Ernährungsumstellung anfängst. Dann fällt es dir oft noch schwer zu verzichten. Dieser Satz fällt gerne beim Kuchen oder Süßigkeiten essen – das ist besonders fies.
Inzwischen bin ich soweit, dass ich gar nicht mehr die größten Zuckerbomben essen möchte. Ich denke einfach daran, wie ungesund das alles ist. Und auch daran, dass ich im schlimmsten Fall üble Bauchschmerzen bekomme. Und schon habe ich gar keine Lust mehr auf diese angebliche Leckerei.
Dann denke ich mir “Bin ich froh, dass ich das nicht essen darf!” Und wenn du mir noch ein Mal mit so einem Spruch kommst, dann bekommst du ihn zu hören.